Ende Januar hieß es mal wieder Koffer packen für Nadja und mich. Diesmal kamen jedoch nicht die Kuschelsocken und flauschigen Pullis in den Backpack, sondern T-Shirts und kurze Hosen, denn es ging in heiße Gefilde. Das Ziel hieß Santa Cruz! Diese Stadt liegt um einiges tiefer als andere Großstädte und lockt daher mit tropischen Temperaturen. Anlass der Reise war unser Zwischenseminar. (Alle Freiwilligen, die ihren Auslandseinsatz über „weltwärts“ organisiert haben, nehmen an Vorbereitungstagen in Deutschland, einem Zwischenseminar im Einsatzland und einer Rückkehrerwoche, teil.) Die Seminarwoche war eine wertvolle Zeit. Insgesamt waren wir eine Gruppe von 25 Freiwilligen aus unterschiedlichen südamerikanischen Einsatzländern und 3 Begleiter*innen. Wir behandelten diverse Themen, wie bspw. Problematiken von Armut und Gewalt in unseren Einsatzländern, unsere und fremde Wertvorstellungen, politisch aktuelle Themen, wie zum Beispiel die Wahlen in Bolivien, oder auch Spannungen in patriarchal geprägten Gesellschaften. Auch der Biographiearbeit wurde Zeit gewidmet, sodass verschiedene Reflexionsprozesse angestoßen wurden. Die Gruppe des Seminars war zwar heterogen, dennoch war die Stimmung durchwegs angenehm und es ergaben sich viele nette Gespräche und viele Gelegenheiten zum Austausch. Auch wurden schon Pläne geschmiedet, andere Freiwillige in ihren Projekten zu besuchen.

Fauna und Flora rund um Santa Cruz sind sehr different zur Natur Cochabambas. Eine Vielfalt an Pflanzen und Früchten begeisterte mich. Was leider jedoch auch dazu gehört ist die Vielfalt an Krabbeltieren. Fand ich die Frösche im Badezimmer des Seminarhauses noch recht interessant (und rettenswert!), schreckten mich die Spinnen in unterschiedlichen Größen jedoch eher ab. Dank der Mangobäume im Garten und frei umherstreifenden Leguanen, ziehe ich jedoch ein positives Resümee.

 

Ausschnitt aus der Entrada

Nach zwei Wochen in der Arbeit stand das nächste kulturelle Highlight meines bolivianischen Jahres an. Es ist Faschingszeit! Der zweitgrößte Karneval des Kontinents findet alle Jahre im bolivianischen Oruro statt. Glücklicherweise hat einer unserer Freunde gastfreundliche Verwandtschaft in der Faschingshochburg, sodass Nadja, Amelie, Sophia und ich uns nicht dem Kampf um ein Hostelzimmer stellen mussten. Am Faschingssamstag findet traditionellerweise die „Entrada“ der Karnevalsumzug statt. Nichtzählbare Tänzerinnen und Tänzer ziehen, begleitet durch Blasmusikgruppen, durch die Straßen. Allerlei unterschiedliche Tänze können betrachtet werden und die Vielfalt an Kostümen und glitzernden Outfits der Teilnehmenden ist unbeschreiblich. Die Entrada beginnt morgens um 7 Uhr und endet erst weit nach Mitternacht. So viel Durchhaltevermögen wie die Teilnehmenden zeigte unser Grüppchen nicht und wir waren alle froh, nach einem langen Faschingstag in unsere Ferienbetten schlüpfen zu können.

Im feierbegeisterten Bolivien sind der Rosenmontag und der Faschingsdienstag Feiertage, weshalb wir die Zeit nutzten, um noch einen weiteren Punkt auf der Reise-to-do-Liste abzuhacken: Für einen Tag ging es weiter nach Potosi. Die Minenstadt mit dem berühmten „Cerro Rico“ liegt weitere 5 Stunden Busfahrt von Oruro entfernt. Potosi war im 17. Jahrhundert, dank den Silberminen eine der Einnahmequellen für die spanischen Kolonialherren. Für die einheimische Bevölkerung war damals die Stadt nichts anderes als „der Eingang zur Hölle“. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden tausende Menschen zur Schwerstarbeit in den Minen gezwungen. Nachdem die Silbervorkommen ausgeschöpft waren, konnte mit dem Abbau von Zinn im 20. Jahrhundert ein „Revival“ gefeiert werden. Heutzutage arbeitet die staatliche Bergbaugesellschaft noch daran Erzreste abzubauen. Die höchstgelegene Großstadt (auf 4070 Metern Höhe) zeugt noch von vergangenem Reichtum mit barocken Gebäuden, leidet heutzutage jedoch unter Armut.

Cerro Rico

Nach einer Minenführung am Vormittag (bei der ich leider nur teilweise teilnehmen konnte), zog es uns am Nachmittag in die Stadt. Leider haben wir nicht mit den Faschingsbräuchen der Bolivianer*innen gerechnet und mussten prompt einigen Wasserbomben ausweichen. In der Karnevalszeit ist es eine Gaudi für alle sich Wasserschlachten mit Wasserbomben und Spritzpistolen zu liefern. Wir als Touristinnen waren da natürlich ein willkommenes Ziel! Schnell flüchteten wir uns in ein Café und verbrachten den Nachmittag dort im Warmen und Sicheren. Leider konnten wir die weiteren Sehenswürdigkeiten Potosis nicht besuchen, da die Einrichtungen aufgrund der Feierlichkeiten geschlossen hatten. Ob wir einen Besuch des bekannten „Casa Real de la Moneda“ noch nachholen können, steht leider noch nicht fest. Am Abend des Rosenmontags traten wir die Rückfahrt nach Cochabamba an, denn Faschingsdienstag wollten vor unserer Tür auch noch einige Wasserbomben gefangen werden ?

Unschöne Neuigkeiten gibt es leider auch: Mein Radius ist derzeit sehr eingeschränkt. Ich erhielt nach meiner Rückkehr die Diagnose, dass mein rechter Ellbogen angebrochen ist. Dies bedeutet für mich: ruhig halten, nichts heben, Schmerzmittel nehmen und abwarten. In einigen Wochen habe ich erneut eine Röntgenuntersuchung vor mir und hoffe derzeit natürlich, dass alles wieder gut zusammenwächst.